Burg Klempenow | Speedtest 676
Aus einem Freundeskreis heraus entstand 1991 unser Verein Kultur-Transit-96 mit dem Ziel, die Burg zu sanieren und kulturell zu beleben. Wir sehen Kultur in der Spannung zwischen Geschichte und Gegenwart.
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Speedtest 676

01.09.2023 - 03.09.2023 |


Vincenzo Bellini, Bert Neumann, Maryna Zubko

1.-3. September 2023
Performances: 1.9. 18.00-21 Uhr, 2.9. 13-19 Uhr, 3.9. 13-19 Uhr

Burg Klempenow, 17089 Breest, Mecklenburg-Vorpommern
Anfahrt, Bahnhofsshuttle, Übernachtungsmöglichkeiten (pdf)

Der Künstler, Bühnen-und Kostümbildner Bert Neumann (1960-2015), wendete sich in einer seiner letzten Schaffensphasen Objekten aus unserer unmittelbaren Lebenswelt zu: er setzte, ganz aus Holz gebaut, u.a. eine Straßenbahn im Bockenheimer Depot, einen Panzer in der Berliner Volksbühne und Schiffe in der Oper Stuttgart, in den Münchner Kammerspielen und im Schiffbau Zürich in Originalgröße in Szene. 2013 entwarf er für ein Theaterstück des Burgtheaters Wien einen Kampfjet. Ganz aus Holz gefertigt, ist die Skulptur mit einer Größe von 13 x 8 x 5 Metern in der Säulenhalle von Burg Klempenow gelandet.

Der Flieger stellt eines der erhaltenen Großobjekte Neumanns dar, das über seine Nutzung im Theater hinaus bewahrt werden konnte. Dank kostenloser Lagerflächen der Bühnenbildnerin Magdalena Musial und des Schauspielers und Regisseurs Milan Peschel im östlichen Vorpommern und der Unterstützung des Wiener Burgtheaters, konnte das 1,4 Tonnen schwere Objekt im Jahr 2016 vor der drohenden Verschrottung bewahrt und nach Deutschland gebracht werden.

Für das Projekt wird der Jet in Einzelteile zerlegt auf einem Tieflader von seinem Lagerort in die Säulenhalle der Burg Klempenow transportiert und dort aufgebaut. Hier trifft der Jet nach 10 Jahren Tiefschlaf im Rahmen einer drei-tägigen repetitiven Dauerperformance auf Vincenzo Bellini’s Anti-Kriegs-Arie „Casta Diva“ aus der tragischen Oper „Norma“. In der Oper rät die titelgebende Druidin Norma den von den Römern belagerten rachelüsternen Galliern von einem schnellen kopflosen Gegenangriff ab und fleht eindringlich die Mondgöttin um Frieden an. Was die Gallier nicht wissen und die Doppelbödigkeit des Dramas – in Bezugnahme auf die Vielschichtigkeit zeitgenössischer Konflikte – deren zeitlose Aussagekraft unterstreicht, ist, dass Norma in ihrem Handeln nicht frei von Eigeninteressen ist, sondern ein heimliches Doppel- und Liebesleben mit dem römischen Prokonsul Pollione führt.

In ewiger Repetition verfangen wird das hochdramatische Belcanto Bert Neumanns flugunfähigen Kampfjet erneut in Startposition bringen.
 Speedtest 676 versucht, die öffentlichen Debatten über das Kriegsgeschehen auf die praktische Wirkmacht der zerstörerischen Prinzipien von Explosion, Überschall- Beschleunigung (676 kN) und todbringendem Vernichtungswillen zurückzuführen. Sie widerstreben der verführerischen Sehnsucht nach einfachen Wahrheiten, schnellen Ergebnissen und nach orakelnden Leitfiguren aus alten Zeiten, die auch politisch mancherorts wieder herbeigesehnt werden.

Kuratiert von Lenore Blievernicht und Thilo Fischer

Mit Unterstzützung von: Leonard Neumann, Tilman van Tankeren, Max Heesen, David von der Stein, Christian Thiel, Malwine Kurella, Augusta Warskulat, Paul Münzer, Rahel Wollenberger, Frank Mittmann, York Landgraf, Maximilian Heimlich, Charlotte Barbara Blickensdorff, Christian Herfurth, Undine Spillner, Kevin Weiland, Christopher Prick und Jan von Hugo

In Kooperation mit Kultur-Transit-96 e.V.

Gefördert durch Fonds Darstellende Künste e.V.

Besonderer Dank an Ernst Zsak und das Burgtheater Wien, Magdalena Musial und Milan Peschel