Burg Klempenow | ESTHER ZIMMERING/MATTEN VOGEL | SUCHEN SICHERN SICHTEN
Aus einem Freundeskreis heraus entstand 1991 unser Verein Kultur-Transit-96 mit dem Ziel, die Burg zu sanieren und kulturell zu beleben. Wir sehen Kultur in der Spannung zwischen Geschichte und Gegenwart.
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Einladung Ausstellung SUCHEN SICHERN SICHTEN Esther Zimmering/Matten Vogel

ESTHER ZIMMERING/MATTEN VOGEL | SUCHEN SICHERN SICHTEN

10.04.2022 - 21.05.2022 |


Die Ausstellungseröffnung findet am Sonntag 10. April 2022 um 14:00 Uhr statt.

Esther Zimmering, Jüdische Perspektiven, drei Videoporträts

Matten Vogel, Üm – Übermalen Zustand 8. März 2022 make love not war

Eigentlich sind die Räume in der Burg ja schon selbst eine Ausstellung. Das Licht kommt durch kleine und große Fenster und Nischen unverhofft von allen Seiten, die Wände tragen die Spuren der siebenhundertjährigen Geschichte und dürfen nicht durch Nägel oder Schrauben berührt werden.

Wir zeigen hier Ausstellungen, die sich ganz bewusst auf die Räume in Klempenow einlassen, es sind auf diese Art Ausstellungen, die man nur hier auf Klempenow sehen kann.

In diesem Jahr haben uns die aktuellen Ereignisse des Weltgeschehens dazu bewegt, das Thema Portrait – auch in erweiterter Form – in den Mittelpunkt aller diesjährigen Ausstellungen zu bringen.

Damit verbunden ist die Suche nach den Wurzeln, Ursprüngen und Spuren unseres Hier und Jetzt. Mit welchem Erbe kommen wir auf die Welt, wie leben wir und wie wollen wir leben?

Wieviel wissen wir über unsere Vorfahren und ihre Lebensumstände? Wie weit sind die Ereignisse der Vergangenheit für uns überhaupt noch interessant und wie flüchtig ist das gegenwärtige Geschehen?  Werden gesprochene oder geschriebene Worte in der digitalen Welt zu schnell gelöscht, vergessen, übermalt?

Besonders in den alten Gemäuern der Burg Klempenow gestellt, bekommen diese Fragen ein ganz neues Gewicht, denn hier tragen die Wände Schicht um Schicht der Geschichte, die Spuren der Schicksale ihrer Bewohner und die Kommentare früherer Burg-Besucher…

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog.
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Esther ZimmeringDie Schauspielerin und Regisseurin Esther Zimmering führte die Regie für drei Interviews mit jüdischen Mitmenschen, die Nachfahren von Holocaust-Überlebendenden sind, aus England, Deutschland und Israel. Die Welturaufführung dieser Arbeit findet hier auf Burg Klempenow statt.

Die drei Filme von Esther Zimmering konzentrieren sich in ruhigen Interviewsettings ganz auf die ProtagonistInnen.

Die Porträtierten zeigen in dem, was sie denken und tun, in der Art, wie sie in der heutigen Welt agieren und sich engagieren, wie wichtig die Auseinandersetzung mit der Diskriminierungs- und Verfolgungsgeschichte von Jüdinnen und Juden ist.

In ihrer Debüt-Arbeit als Filmemacherin („Swimmingpool am Golan, 2018) bearbeitete Esther Zimmering die Geschichte ihrer eigenen Familie, deren Überlebende nach der Shoah an parallelen Aufbau-Utopien in Israel und der DDR aktiv teilnahmen und erst spät wieder zueinander fanden. (Präsentation dieses Films am 28.5., 19:00, Burgsaal, anläßlich der Finissage der Ausstellung)

In den hier gezeigten Videoporträts  „Jüdische Perspektiven“ porträtiert Esther Zimmering neben Jonathan Kalmanovich, alias: Ben Salomo, Rapper, Singer/Songwriter, YouTuber und Buchautor, den Rabbiner Walter Rothschild (Buchautor, Eisenbahnforscher, Kabarettist) und in einem dritten Film auch sich selbst.

Alle 3 Filme nähern sich der Person, die im Mittelpunkt steht, auf sehr persönliche Art. Es sind weniger die großen Fragen von Gesellschaft und Politik, die zur Sprache kommen. Gezeigt werden besondere Menschen, die exemplarisch Verantwortung übernehmen und andere inspirieren. Es geht um die Sichtbarkeit von Jüdinnen und Juden in der heutigen Gesellschaft. Wir werden mit ihren nachdenklichen und auch kritischen und konstruktiven Fragen konfrontiert.

Alle 3 Interviewten lieben die Musik und drücken sich in ihr aus. In den Interviews hören wir sie etwas singen, spontan oder auch vorbereitet, selbst gedichtet oder aus jüdischer Tradition überliefert.

Die Arbeit von Esther Zimmering entstand ursprünglich im Zusammenhang mit der Ausstellung: „Susi und Wir. Vom Hingucken und Wegschauen“. Eine Ausstellung nach Motiven des Buches „Susi, die Enkelin von Haus Nummer 4“ Für Menschen ab 10 Jahre, die ab dem 7. Mai 2022 im Alice-Museum für Kinder im FEZ-Berlin gezeigt wird.

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Matten Vogel zeigt im Südflügel die Fortsetzung seiner Arbeit „Üm“, die im Sommer 2021 auf Klempenow als „work in progress“ unter der lebhaften Mitwirkung der Ausstellungs-Besucher entstand. Inzwischen hat Matten Vogel Schichten dieser Arbeit abgetragen, Altes ist wieder sichtbar geworden und aktuelle Schichten wurden von ihm neu aufgetragen.

Von September bis November 2021 wandte sich Matten Vogel an die Besucher der Galerie Burg Klempenow mit folgenden Worten:

„Ich bitte Sie, Ergänzungen, Zeichnungen und Kommentare direkt auf die Leinwand zu schreiben oder zu zeichnen. Sie können tun, was Sie wollen, bitte wenden sie keine Gewalt an, machen Sie einfach mit! Beachten Sie, dass alle Ihre Spuren und Kommentare nachdem Sie dokumentiert wurden, wieder mit Farbe überdeckt werden. Erst durch diesen stetigen Wechsel wird das Bild im Laufe der Ausstellung entstehen und sich weiterentwickeln.“

Dieser Übermalprozess des Bildes war und ist bis heute auf Instagram nachzuverfolgen: #vogel_burgklempenow.

Inzwischen hat Matten Vogel – ähnlich wie damals die RestauratorInnen der Wände auf Burg Klempenow – Schichten des Bildes zum Teil wieder abgetragen, hat auf diese Art in seinem Atelier in Jüterbog Klempenower Spuren gesucht, Altes ist wieder sichtbar geworden. Die Zeugnisse und Spuren der Ereignisse des vergangenen Jahres auf Burg Klempenow, tauchten aus den tieferen Schichten wieder auf.

Aus aktuellem Anlass sind von ihm nun neue Spuren auf die Leinwand aufgetragen worden…..(„make love not war“) und diesmal werden die Besucher der Ausstellung nicht zur Mitarbeit eingeladen. „Üm“ soll hier in Klempenow jetzt so bleiben, wie es ist.